Das Wohlergehen der Tiere stets im Blick

Die Zootierhaltung hat in ihrer langen Geschichte eine beachtliche Veränderung durchlaufen. Wo einstige Menagerien als reine „Tiersammlungen“ dienten, verstehen sich wissenschaftlich geführte Zoologische Gärten und Tierparks heute als Artenschutzzentren. Zoos sind als Natur- und Artenschutzzentren, die sich im Rahmen ihres Bildungsauftrages für die Biodiversität einsetzen und damit für den Erhalt von Arten und ihrer Lebensräume werben, außerordentlich wichtig. Ebenso wichtig sind sie als Artenschutzzentren, für die eine gesunde Zootierpopulation und damit das Überleben der Arten höchste Priorität hat. Die Grundlage hierfür ist das Wohl der im Zoo lebenden Tiere. Im Fokus der Arbeit von Zoos steht neben der Umweltbildung und dem Artenschutz vor allem das Wohlergehen der eigenen Tiere. In den Zoos wird sich hierfür an den Leitlinien des Weltzooverbandes (World Association of Zoos and Aquariums – WAZA) wie auch des Europäischen Zooverbandes (European Association of Zoos and Aquaria – EAZA) orientiert. Allen ist gemein, dass den Zootieren optimale Haltungsbedingungen in modernen, den höchsten Standards der Tierhaltung entsprechenden Anlagen, bestmögliche Pflege und tierärztliche Versorgung zu Teil werden. Die World Association of Zoos and Aquariums sieht dies zum Beispiel dort als gegeben an, wo Tiere gesund und sicher leben können und zudem in der Lage sind, angeborenes Verhalten zu zeigen. An dieser Stelle wird oftmals der direkte Vergleich zu den natürlichen Lebensräumen der Zoobewohner gezogen und von Kritikerinnen und Kritikern darauf verwiesen, dass nur eben diese artgerecht sein können. Dabei ist ein direkter Vergleich zwischen Zoo und Wildnis nur schwer möglich.

Seeadler im Zoo Rostock

Seeadler im Zoo Rostock

Seeadler im Zoo Rostock

Die Voliere erscheint im Vergleich zur Größe der Tiere klein, doch der Platz reicht aus. Grund dafür
ist, dass die beiden Seeadler Horst und Greta verletzte Flügel haben und nicht mehr fliegen können. In der Natur wäre das ein Todesurteil. Im Zoo Rostock können sie ihren Lebensabend in
Gesellschaft eines Artgenossen verbringen.

Einrichtung und Struktur von Tieranlagen

Als Beispiel sei hier die häufig angemahnte Gehegegröße in Zoos und Tierparks genannt, die kritischen Stimmen zufolge zu wenig Bewegungsfreiheit für die jeweiligen, in ihnen gehaltenen Tiere bietet. Dabei werden die Gründe für bestimmte Bedürfnisse, wie zum Beispiel der Bewegungsdrang der Tiere, teilweise falsch eingeschätzt. In der Natur sind Bewegungsdistanzen an Nahrungsverfügbarkeit und Partnersuche angepasst. Ex situ, also außerhalb des natürlichen Lebensraums, mit ausreichend Futter, gegebenenfalls in Gesellschaft geeigneter Fortpflanzungs- oder Sozialpartner und ohne mögliche Fressfeinde, sinkt die Bereitschaft zum Zurücklegen weiter Strecken. Wichtiger ist vielmehr die Einrichtung oder Struktur der Anlagen, die notwendige Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie ausreichend Rückzugsorte bieten sollte. Besonders das Schaffen von Reizen und Anregungen durch ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten gehört inzwischen zum Standard moderner Zoos. Das Verteilen von Duftspuren, verstecktes Futter, Spielzeug und vieles mehr bieten, je nach Tierart, nahezu unbegrenzte Beschäftigungsmöglichkeiten und zeigen die Kreativität sowie das große Engagement der vielen Tierpflegerinnen und Tierpfleger.

Mit anderen Mitteln wird zudem versucht, mögliche Stresssituationen für die Zootiere zu vermeiden. Wo Tiere beim sogenannten Medical Training lernen, auf bestimmte Kommandos zu reagieren, werden beispielsweise medizinische Untersuchungen und Behandlungen oder gar Tiertransporte ohne Narkose möglich. Dabei basiert jede Form des Trainings auf dem Grundsatz der Freiwilligkeit und nach dem durchgeführten Belohnungsprinzip. Zwang und Bestrafung haben in der modernen Zoowelt keinen Raum. Neben den Möglichkeiten, zu art- spezifischem Verhalten zu animieren, haben die Zoos auch die Chance, auf die individuellen Bedürfnisse der Zoobewohner einzugehen. Die Pflegerinnen und Pfleger können auf die altersbedingten oder charakterlich begründeten Besonderheiten der einzelnen Individuen reagieren und Futter, Beschäftigungsmöglichkeiten, medizinische Betreuung oder Gehegegestaltung entsprechend anpassen. Wichtigstes Ziel ist es, dass sich die Tiere in ihren Anlagen wohlfühlen. Neben den Bemühungen in den Zoos selbst setzen sich die Zoologischen Gärten vielfach auch in situ (im natürlichen Lebensraum der Tiere) für das Fortbestehen der Arten ein. Zudem können Tiere, wo es möglich und vor allem auch sinnvoll ist, ausgewildert werden. Wo die nötigen Schutzgebiete fehlen, Tiere in der Wildnis nicht ausreichend Nahrung finden oder nicht in der Lage sind, ihre Jungtiere zu versorgen und aufzuziehen, ist auch die Auswilderung keine Lösung. Der fehlende Platz für die Tiere aufgrund des Vordringens der Menschen in ihren Lebensraum oder die Bejagung sind nur zwei der vielfältigen Gründe, weshalb eine Auswilderung oftmals nicht möglich ist. Hier gilt es, eine stabile und gesunde Population (bedrohter) Arten in den Zoos zu etablieren, die nicht zuletzt als Botschafter für ihre Artgenossen in der Wildbahn werben. Abschließend sollte hier auch erwähnt werden, dass sich Zoos stetig weiterentwickeln und es auch in Zukunft viel zu tun geben wird. Um dem Bildungsauftrag gerecht zu werden und die Besucherinnen und Besucher für die Welt der Tiere, deren Wohlergehen und ihren Schutz zu begeistern und zu sensibilisieren.

Medical Training bei Eisbär & Co.

Medical Training Eisbären

Medical Training bei Eisbär & Co.

Medical Trainings dienen dazu, bei Behandlungen auf eine Narkose verzichten zu können – Beschäftigung ist ein positiver Nebeneffekt.