Der Zoo Rostock zeigt den Fantastischen Baumsteiger und unterstützt Plant for Future
Der Zoo Rostock arbeitet mit verschiedenen Natur- und Artenschutzorganisationen zusammen; seit 2023 auch mit dem 2021 gegründeten Rostocker Verein Plant for Future. Ein gemeinsames Projekt mit der Universität Rostock und Plant for Future soll nun den in Peru beheimateten Fantastischen Baumsteiger (Ranitomeya fantastica) als Botschafter für den Natur- und Artenschutz in den Mittelpunkt rücken. Heute hat Zoodirektorin Antje Angeli gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Richter vom Lehrstuhl für Allgemeine und Spezielle Zoologie der Universität Rostock und Oliver Nemec vom Verein Plant for Future e.V. das Projekt im Südamerika-Haus vorgestellt. Vermutlich als einziger Zoo gegenwärtig wird der Rostocker Zoo den nur Fingerkuppen großen Minifrosch, der erst 2011 im Amazonas wiederentdeckt worden ist, zeigen.
„Wir freuen uns sehr über diese engagierte Naturschutzinitiative, die von drei jungen Rostockern ins Leben gerufen wurde, und unterstützen diese sehr gerne“, betonte die Zoodirektorin. „Das Projekt trägt zum Schutz des Fantastischen Baumsteigers sowie zum Schutz des gesamten Ökosystems, in dem die Tiere leben, bei.“
Schon im vergangenen Jahr hat der Zoo die Rostocker Initiative mit 11.000 Euro aus den Einnahmen des freiwilligen Artenschutzbeitrags der Besucherinnen und Besucher unterstützt.
„Wir hatten jüngst Gelegenheit, den Plant for Future Wald in Peru für eine erste wissenschaftliche Bestandsaufnahme zu besuchen. Beindruckend war, wie vielen Arten von Fröschen, Reptilien, Vögeln, Säugetieren, aber auch Wirbellosen der Wald Heimstätte ist – Zufluchtsort vor den direkt angrenzenden Palmölplantagen“, sagte Prof. Dr. Stefan Richter, der auch Mitglied in Plant für Future ist.
Den Wald schützen und Arten erhalten
Plant for Future ist eine soziale Plattform mit dem Ziel, intakte Ökosysteme zu schützen und bereits verwüstete Flecken unserer Erde zu renaturieren. Im Fokus stehen Pflanzaktionen in heimischen Wäldern sowie im Primärregenwald im Amazonas. Prominentestes Gründungsmitglied von Plant for Future ist der Rostocker Musiker Marteria – einer der Protagonisten des Films „Der Amazonas Job“, der die Arbeit der Organisation auf eindrucksvolle und anschauliche Weise zeigt. Schon vor zwei Jahren wurde der Amazonasfrosch in einem großen Graffiti von Plant for Future auf einer Giebelwand am Volkstheater Rostock verewigt, um auf das Projekt aufmerksam zu machen.
Oliver Nemec, einer der Gründer von Plant for Future, ist froh über die Initiative des Rostocker Zoos und Universität. „Als Naturliebhaber haben es mir die besonders farbenfrohen Tiere angetan. So viel Farbe und Muster in einem nur zwei Zentimeter großem Fröschlein faszinieren mich nach wie vor. Umso dankbarer waren wir, als auch das Volkstheater und der IGA-Park sich für eine tausendfache Vergrößerung auf ihren Wänden bereiterklärt hatten und wir diesem Juwel des Regenwaldes so die große Bühne bieten konnten.“
Weit über 30.000 gepflanzte Bäume und mehr als 400.000 m² geschützter Regenwald gehen auf das Konto von Plant for Future. Die Gründer der Organisation wollen den Natur- und Artenschutz in gelebter Form vorantreiben, sei es über die Veränderung des eigenen Verhaltens, die Inspiration möglichst vieler Menschen oder den Einsatz für den Wald. Dadurch sollen auch der Lebensraum und das Fortbestehen des Fantastischen Baumsteigers und vieler anderer Arten gesichert werden. Die Artenschutzorganisation ruft dafür Unternehmen und Gleichgesinnte auf, sich an Challenges zu beteiligen und zeigt Möglichkeiten, CO2 zu kompensieren und Baumpflanzaktionen zu unterstützen.
„Auch wir möchten unsere Zoobesucherinnen und Zoobesucher auf Plant for Future aufmerksam machen und sie für den Natur- und Artenschutz sensibilisieren“, so Antje Angeli. Am Terrarium im Südamerika-Haus finden Interessierte Tafeln mit weitergehenden Informationen zu dem Projekt sowie zum Fantastischen Baumsteiger und seinem gefährdeten Lebensraum.
Entdeckt, verschollen und wiedergefunden
Der peruanische Tieflandregenwald ist vielfältig gefährdet. Besonders die ständig größer werdenden Palmölplantagen, aber auch der illegale Kokain-Anbau und die Suche nach wohlmöglich vorhandenem Gold und Ölfeldern stellen Risiken dar. Als farbenprächtiger und bedrohter Bewohner dieses Lebensraumes eignet sich der Fantastische Baumsteiger hervorragend als Botschafter für dieses Projekt. Der Frosch steht hier für die Schutzbedürftigkeit eines ganzen Ökosystems, des Flachlandregenwaldes von Peru.
Der Fantastische Baumsteiger ist ein Pfeilgiftfrosch, der nur in Peru vorkommt. Er hat einen leuchtend roten Kopf und einen schwarz-weiß gemusterten Körper. Der Kletterfrosch wird nur 16 bis 20 mm groß; die Weibchen legen ihre Eier im feuchten Bodengrund und es ist dann das Männchen, das die Kaulquappen in Wasseransammlungen in Bromelien oder Baumhöhlen ablegt. Ranitomeya fantastica ist wie alle Pfeilgiftfrösche für seine giftige Haut bekannt. Das Gift dient als Abwehr gegen Fressfeinde und wird aus der Nahrung der Frösche, vor allem Ameisen, gewonnen. Die Farben der Frösche signalisieren ihre Giftigkeit und warnen potenzielle Angreifer.
Der belgische Zoologe George Albert Boulenger (1858 - 1937) hat den flinken Baumsteiger, der sehr gut springen kann, 1883 beschrieben. Erst 2011 wurde der als verschollen geltende Frosch in der Nähe der peruanischen Stadt Yurimaguas wiederentdeckt.
„Der Ranitomeya fantastica wird auch Rotkopf-Baumsteiger genannt“, erläuterte Dr. Jens Bohn, Zoo-Kurator für Aquaristik und Terraristik. „Bevor die sechs Baumsteiger in ihr neu errichtetes Terrarium eingezogen sind, wurde in Eigenregie die dafür notwendige Technik verbaut und die Bepflanzung vorgenommen. Bei den Tieren im Zoo Rostock handelt es sich ausschließlich um Nachzuchten aus Menschenobhut“, unterstrich der Kurator.
„Diese Art von Fröschen benötigen für ihr natürliches Umfeld südamerikanische Bromelien, die ihr Wasser vorrangig aus der Luftfeuchtigkeit und Regen aufnehmen. In die mit Wasser gefüllten Blattachseln dieser Pflanzen wachsen die Kaulquappen, ihr Nachwuchs, heran. Außerdem nutzen erwachsene Rotkopf-Baumsteiger sie gern als Schlafplatz“, so der Kurator.
Im Terrarium werden außerdem Grüne Riesengiftfrösche (Ameerega trivittata) zu sehen sein. Diese am Boden lebenden tagaktiven Frösche stammen wie der Fantastische Baumsteiger aus den tropischen Regenwäldern Südamerikas.
Weitere Informationen unter www.plantforfuture.org